Woran liegt es, dass man der Finanzbranche nicht mehr vertraut?

Hat die Finanzbranche aus der Krise gelernt? Zumindest werben einige prominente Vertreter, dass sie aus Fehlern der Vergangenheit gelernt haben und in Zukunft alles besser machen werden. Und Sie als Kunde, können Sie den Banken und Versicherungen wieder vertrauen?

Hat sich also wirklich etwas getan oder ist dies nur eine neue Marketingstrategie, um verlorene Kunden wieder zurückzugewinnen?

Urteilen Sie selbst!

In den Vereinigten Staaten haben die sechs größten Banken, angeführt von JP Morgan und Bank of America, seit Ausbruch der Finanzkrise 103 Milliarden US-Dollar für Rechtsstreitigkeiten aufgewendet (nzz 8.10.2013 ). Diese Rechtsstreitigkeiten betreffen insbesondere Kosten für Anwälte und anhängige Gerichtsverfahren, die in Verbindung mit Geschäften und Machenschaften in den vergangenen Jahren entstanden sind. Hierbei fielen schätzungsweise 40% dieser Kosten erst ab Januar 2012 an.

103 Milliarden ist eine so gewaltige Zahl, dass man sie sich kaum vorstellen kann. Heruntergerechnet entsprechen die Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten etwa 282 Millionen US-Dollar pro Tag. Dieser Betrag übersteigt damit die gesamten Dividendenzahlungen, die die sechs Kreditinstitute in diesem Zeitraum ausgeschüttet haben, und übersteigt zudem die gesamten Gewinne dieser Banken aus dem Jahr 2012.

Kann ein solches Verhalten im Interesse der Kunden sein? Im Interesse der Aktionäre ist dieses Verhalten sicherlich auf keinen Fall.

Wie kann man Geldhäusern vertrauen, die 282 Millionen Dollar pro Tag ausgeben, um ihr Handeln juristisch abzusichern und möglichen Schadensersatzklagen entgegenzuwirken?

Doch wer glaubt, so etwas ist nur in Amerika möglich, der irrt.

6000 Prozesse für ein Institut, welches mit Seriösität wirbt!

Auch deutsche Geldhäuser sind durch hohe Gerichtskosten belastet. So bildet auch Deutschlands größtes Geldhaus hohe Rückstellungen für etwaige Rechtsstreitigkeiten. Wie das Handelsblatt in seiner Ausgabe vom 1. März 2014 berichtet, erhöht die Deutsche Bank die Rückstellungen für gerichtliche Auseinandersetzungen von 2,4 auf drei Milliarden Euro. Damit ist dieser Betrag höher als das Jahresergebnis 2013 in Höhe von 2,1 Milliarden Euro.

Begründet wird dieser Betrag durch Sonderbelastungen infolge jahrelanger Auseinandersetzungen um die Insolvenz der Kirch-Mediengruppe und durch Zinsmanipulationen in Verbindung mit dem Libor-Skandal. Nach Angaben des Handelsblatts ist die Deutsche Bank in ca. 6000 Prozesse verwickelt (Stand: 29.07.2014).

Wer glaubt, der Spuk hätte irgendwann ein Ende, der irrt. Diese Entwicklung hält weiter an. Auch in 2016 haben Banken rund 40 Milliarden Euro an Strafen gezahlt – deutlich mehr als im Vorjahr. Die höchsten Bußgelder müssen Goldman Sachs und die Deutsche Bank zahlen. Und es dürften künftig weitere hinzukommen, wie das Handelsblatt in seiner Ausgabe 2/3/2017 berichtet.

Aber nicht nur Banken haben ein Problem mit ihrer Glaubwürdigkeit.

Auch die Versicherungsbranche ist in Erklärungsnöten. So stellt sich die Frage, wie es sein kann, dass der Branchenführer Allianz einen Gewinn (für 2013) von zehn Milliarden Euro ausweist, im Gegenzug aber seine Lebensversicherungskunden mit einer immer weiter zurückgehenden Verzinsung zurechtkommen müssen (Die Welt 27.2 2014)?

Für die Finanzbranche scheint das alles in Ordnung zu sein, schließlich hat sie ja sicherlich aus der Krise gelernt.

Aber ist es das auch für Sie?

 

 

(Foto: Dudarev Mikhail – Fotolia.com)

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