Der einfachste Weg, den Markt zu schlagen

Glauben wir den Versprechungen der Finanzindustrie, so bietet diese Finanzprodukte an, die Anlegern eine bessere Rendite als die Marktrendite in Aussicht stellt.

Gleich, ob Sie der Wirtschaftspresse folgen oder den Produktlieferanten, das Einzige, womit sich eine gesamte Industrie beschäftigt, ist die Suche nach einer geeigneten Strategie, um die Finanzmärkte zu schlagen. Dies müssen sie auch tun, schließlich rechtfertigt gerade der in Aussicht gestellte Mehrwert aktiver Anlagekonzepte die weitaus höheren Gebühren gegenüber einer einfachen Indexnachbildung.

Können die Versprechungen der Finanzindustrie eingehalten werden?

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Analysen und wissenschaftlichen Ausarbeitungen, die sich ausschließlich damit beschäftigt, ob aktive Anlageformen einem Anleger einen Mehrwert liefern oder ob es sich lediglich um einen Mythos der Wall Street handelt, der darauf ausgerichtet ist, höhere Vergütungsmodelle zu rechtfertigen. Die Antwort ist ein klares Nein. Aktive Anlageformen sind wissenschaftlich längst diskreditiert.

Bereits 1968 fand der Harvard-Professor Michael Jensen heraus, dass aktiv gemanagte Aktienfonds ein um 1,1 % pro Jahr schlechteres Ergebnis als der Aktienmarkt erreichen. Dies untersuchte er über einen Zeitraum von 1945 bis 1964. Ebenfalls wurde untersucht, ob es bestimmte „Superfonds” gab, die den Markt dann doch schlugen. Das Ergebnis war eindeutig. Er fand keinen (The Performance of Mutual Funds in the Period 1945-1964, Michael Jensen). Viele weitere Analysen folgten dieser Ausarbeitung und kamen alle zu dem gleichen Schluss, dass die Ergebnisse passiver Anlagestrategien die besseren Ergebnisse liefern.

Der Grund dafür, warum aktive Strategien nicht funktionieren können

Der Kapitalmarkt ist ein Null-Summen-Spiel. Wenn ein Anleger gewinnt, muss ein anderer Anleger hierfür den Preis zahlen und macht einen Verlust. Es ist eben unmöglich, zwei Liter Milch aus einer Ein-Liter-Flasche zu bekommen.

Wie der Name schon sagt, versuchen aktive Strategien, durch aktives Handeln einen Mehrwert zu erzeugen – und gerade das ist das Problem. Wenn die Finanzmärkte ein Null-Summen-Spiel sind und man nicht über telepathische Kräfte verfügt, wird, über längere Zeiträume betrachtet, das Anlageergebnis durch aktives Handeln immer Richtung Marktrendite tendieren. Wenn Sie eine Münze werfen, haben Sie eine 50 %-Chance auf Kopf oder Zahl – dies wird sich bei beliebig vielen Würfen nicht ändern.

Die wesentlichen Gründe, warum aktive Anlagen, eine sinnvolle Strategie vorausgesetzt, die Kapitalmärkte nicht schlagen, sind im Wesentlichen die hohen Transaktionskosten und Fehlentscheidungen der Manager.

Wie kann man den Markt dennoch schlagen?

Wenn aktives Handeln Geld verbrennt, kann dies nur durch eine systematische Strategie gelingen, wie das nachfolgende Beispiel anhand des US-amerikanischen Aktienmarktes S&P 500 zeigt.

Der S&P 500-Index ist ein breiter aus 500 Aktien bestehender Index. Die Gewichtung erfolgt auf Basis der Marktkapitalisierung. Das bedeutet, dass Aktien, die stark nachgefragt werden, meist aufgrund einer positiven Marktentwicklung, in diesem Index besonders hoch gewichtet sind.

Nehmen wir an, ein solcher marktgewichteter Index bestünde lediglich aus zwei Aktien – aus einem Schwergewicht mit einer Marktkapitalisierung von 100.000.000.000 US-Dollar und einem kleineren Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von einem Hundertstel des Schwergewichtes, von 100.000.000 US-Dollar.

Nehmen wir weiter an, dass die Wertentwicklung des Indexschwergewichts bei gerade einmal 0 % liegen würde und dass das kleine Unternehmen eine Wertentwicklung von 10 % erzielt hätte. Ein Index, dem eine marktkapitalisierte Berechnung zugrunde liegen würde, würde dann ein Ergebnis von 0,1 % aufweisen.

Ein Index, der gleichgewichtet wäre, d.h., der sowohl das Schwergewicht als auch das kleinere Unternehmen mit jeweils 50 % gewichten würde, käme auf eine Rendite von 5 % und wäre einer marktkapitalisierten Berechnung vorzuziehen .

Traditionelle Indizes liefern marktgewichteten Durchschnittsrenditen und sind mit einer gleichgewichteten Strategie leicht zu schlagen.

In den vergangenen fünf Jahren hätte ein gleichgewichteter Index gegenüber dem marktgewichteten S&P 500 ein um über 6 % pro Jahr besseres Ergebnis erzielt.

Ist das zu erklären?

Unternehmen, die über eine hohe Marktkapitalisierung verfügen, sind häufig große Unternehmen oder kleinere Unternehmen, die bereits gut gelaufen sind. Aktien kleinerer Unternehmen weisen häufig eine bessere Wertentwicklung auf, weil sie über ein höheres Wachstumspotenzial verfügen. Schließlich war jedes große Unternehmen auch einmal klein. Im Gegenzug wird dieser potenzielle höhere Ertrag aber durch ein höheres Risiko erkauft. Demnach wäre ein gleichgewichtetes Portfolio risikoreicher und würde seinen Anlegern höhere Renditen schulden.

Bedauerlicherweise findet auch hier die Konstante Anwendung, wonach ohne ein höheres Risiko auch kein höherer Ertrag möglich ist. Damit zahlt der Anleger einen Preis und es wird klar, dass auch in diesem Fall die elementaren Gesetzmäßigkeiten gelten. Die Überlegenheit einer solchen Strategie lässt sich leicht erklären. Weil in einem gleichgewichteten Index kleinere Unternehmen höher gewichtet werden, erhöht sich damit das Gesamtrisiko und rechtfertigt die Überlegenheit einer solchen Strategie.

Wie bereits erwähnt wird auch hier deutlich, dass eine Ein-Liter-Flasche Milch keine zwei Liter liefern kann, sondern durch zusätzliches Risiko erkauft werden muss.

Aggregiert hat ein Markt für alle Anleger nur ein begrenztes Gewinn- bzw. Verlustpotenzial und kann nur durch höhere Risiken übertroffen werden.

In seinem zeitlosen Artikel aus dem Jahre 1991 The Arithmetik of Active Management (Die Arithmetik des aktiven Investierens) weist Bill Sharpe darauf hin, dass aktive und passive Gewinne vor Kosten gleiche Chance haben, aktive Manager aber aufgrund einer höheren Kostenbelastung passiven Strategien zwangsläufig unterlegen sind.

Ob Alpha, Beta- oder wie die Strategie gerade auch heißen mag: Es macht keinen Sinn, nach Strategien zu suchen, die in der Lage sind, den Markt zu schlagen. Die Arithmetik spricht dagegen und damit auch gegen jegliche Vernunft. Ein Anleger kann nur die Marktrendite (abzüglich Kosten) in Abhängigkeit vom akzeptierten Risiko erhalten. Alles andere ist nichts weiter als Marketing und Verkaufspropaganda.

 

(Foto: rolffimages – Fotolia.com)

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