Warren Buffet, Bill Gross, George Soros, Nouriel Roubini, Marc Faber, Jim Rogers … Namen deren Finanztipps wie Donnerhall klingen. Doch wie gut sind deren Prognosen wirklich? Lohnt es sich, diesen Empfehlungen zu folgen und können Sie damit wirklich Ihre Anlageziele erreichen?
Sehen Sie einmal genauer hin, dann werden Sie feststellen:
Auch diese vermeintlichen Börsengurus liegen nicht immer richtig. Selbst Marc Faber, einer der populärsten Börsengurus und seit vielen Jahren unter den „Besten“, liefert eine eher durchwachsene Bilanz.
Zwar gelangen ihm erfolgreiche Prognosen, die ihn im Nachhinein berühmt machten (Aktien-Crash 1987 und 2000, Verkauf japanischer Aktien 1989, Einstieg in US-Aktien 2009). Schauen Sie sich 15 seiner Empfehlungen von 2008 bis 2013 jedoch explizit an, so ergibt sich ein ernüchterndes Bild:
- 4 x richtig,
- 4 x teilweise richtig,
- 2 x noch offen und
- 5 x falsch.
Sie könnten im Grunde für Ihre Anlageentscheidung auch eine Münze werfen
Die Trefferquote dieses „Gurus“ liegt bei rund 50 % Prozent. Nicht wesentlich besser als beim Münzenwerfen, bei dem Ihre Chancen ebenfalls bei 50:50 liegen. (Quelle: www.fondsprofessionell.de sowie eigene Recherchen 3/2013). Wenn Sie also auf solche Insider- und Guru-Tipps Ihre Altersvorsorge und Ihre persönliche Vermögensstrategie aufbauen, kann das schnell ins Auge gehen.
Sie haben Recht: Dieses Beispiel ist nicht repräsentativ, weil eben nur ein Einzelfall
Wir haben deshalb für Sie noch ein wenig tiefer nachgeforscht. Und sind auf die interessante Studie der Professoren Barber, Lahavy, McNichols, Trueman (Journal of Financial Economics, 85, pp. 490-517) gestoßen.
Sie untersuchten die Qualität von 360.000 (!) Analystenempfehlungen, die von 269 amerikanischen Banken und Brokerhäusern zwischen 1986 bis 1996 abgegeben wurden. Das 2001 veröffentlichte Ergebnis war niederschmetternd: Nach Abzug der Transaktionskosten war kein wirklicher Mehrwert dieser Empfehlungen für die Anleger festzustellen.
Was ist die Alternative?
Danke, dass Sie fragen. Es gibt tatsächlich eine. Und die lautet: Kaufen und halten, statt ständig die „Pferde“ zu wechseln und vermeintlichen Trends mit 50:50-Chancen hinterher zu laufen.
Es mag in diesem Zusammenhang vielleicht etwas profan klingen, aber es ist wie bei der Supermarktkasse. Wenn Sie dort ständig von einer Kasse zu andern springen, nur weil Sie glauben, dass es dort schneller geht, wird derjenige, der vor Ihnen an der ersten Kasse stand, wahrscheinlich schon längst durch sein, während Sie immer noch in irgendeiner Schlange warten. Weil dort gerade etwas Unvorhergesehenes passiert ist.
Dass dies nicht graue Theorie ist, zeigt auch die Studie „Mutual Fund Flows and Investor Returns: An Empirical Examination of Fund Investor Timing Ability“ von Travis Sapp und Geoffrey Friesen, zwei renommierten Finanzprofessoren an der University of Nebraska. Sie untersuchten die Performance von 7.100 aktiv gemanagten US-amerikanischen Aktienfonds und verglichen sie mit dem Wilshire 5000 Index, in dem alle wesentlichen börsennotierten Unternehmen mit Hauptsitz in den USA gelistet sind.
Das Ergebnis sprach Bände:
Während innerhalb der Betrachtungsperiode die US-amerikanischen Aktien im Wilshire 5000 Index eine jährliche Wertentwicklung von 12,2% erreichten, gelang es den amerikanischen Fondsanlegern lediglich 6,1% pro Jahr zu erwirtschaften. Die Hälfte weniger!
In Zahlen ausgedrückt:
Ein Anleger, der innerhalb der eher kurzen Betrachtungsperiode (14 Jahre) 100.000 US-Dollar in aktiv gemanagte Fonds angelegt hätte, hätte nach 14 Jahren sein Anfangsvermögen etwas mehr als verdoppelt (229.000 US-Dollar).
Mit einer prognosefreien Anlagestrategie, also mit einer Strategie, die sonst nichts getan hätte, als lediglich die Wertentwicklung des Marktes „einzufangen“, hätte sich sein Vermögen verfünffacht (500.000 US-Dollar).
Wenn Sie das jetzt nachdenklich stimmt, sollten wir einmal miteinander reden.