Brexit: Was nun?

Am 23. Juni 2016 hat sich die Bevölkerung Großbritanniens überraschend im Rahmen eines Referendums für den Ausstieg aus der Europäischen Union (EU) ausgesprochen. Die Folge waren starke Schwankungen an den internationalen Kapitalmärkten. Beispielsweise verlor der Dax im frühen Handel annähernd 1000 Punkte an Wert. Das britische Pfund fiel gegenüber dem US-Dollar zeitweise auf den tiefsten Stand seit 30 Jahren. Durch die große Verunsicherung der  Marktteilnehmer, welche intuitiv mit Verkäufen reagierten, profitierten sichere Häfen wie Gold und Staatsanleihen.

Anleger sorgen sich, dass

  • der Brexit zu hohen Wachstumseinbußen führen und negative Auswirkungen auf Unternehmensgewinne haben könnte – und das nicht nur in Großbritannien, sondern weltweit.

Großbritannien ist die neuntgrößte Volkswirtschaft und hat einen Anteil von 2,5 % an der globalen Wirtschaftsleistung. Während nur etwa zehn Prozent der EU-Exporte nach Großbritannien gehen, entfallen gut 50 Prozent der Exporte Großbritanniens auf die EU. Eine europäische oder gar globale Wirtschaftskrise erscheint aufgrund des geringen Anteils an der Wirtschaftsleistung als eher unwahrscheinlich.

Außerdem wird kein Unternehmen aufhören mit Großbritannien Geschäfte zu machen, nur weil das Land die EU verlassen hat. Zudem darf man nicht vergessen, dass es sich bei Großbritannien ja nach wie vor um eine sehr solide Volkswirtschaft handelt und daran wird auch der Brexit nichts ändern. Um die tatsächlichen Auswirkungen zu verstehen, sollten erstmal die Bedingungen abgewartet werden, die Großbritannien für den Austritt verhandelt.

  • der Brexit der Beginn weiterer Auflösungserscheinungen in der EU sein könnte.

Großbritannien war erst der Anfang und es könnten weitere Staaten folgen und damit die EU in Ihrem Fortbestand gefährden. Wir wissen nicht, ob es noch weitere Länder geben wird, die dem Beispiel Großbritanniens folgen werden. Aber eines ist sicher, jedes Land wird erst einmal genau hinschauen, welche wirtschaftlichen Folgen für Großbritannien mit dem Austritt verbunden sind und ob sich ein solcher Weg wirklich lohnt.

  • die Unsicherheit durch den Brexit sich ewig hinziehen wird.

Eines ist klar, ein Austritt aus der EU ist zwar schnell beschlossen, die Umsetzung kann aber Jahre dauern. Doch Börsen haben bekanntlich ein kurzes Gedächtnis, wie das Beispiel Griechenland zeigt. Obwohl Griechenland immer noch die Kriterien bei weitem nicht erfüllt, interessiert das die globalen Aktienmärkte nur noch am Rande.

Fazit:

Wir sind der Auffassung, dass der Austritt Großbritanniens aus der EU kein Grund für übertriebenen Aktionismus ist. Womöglich wird es aufgrund der politischen Unsicherheit in den nächsten Tagen und Wochen zu weiteren kräftigen Kursbewegungen an den Kapitalmärkten kommen. Die mittel- und langfristigen Auswirkungen auf die weltweiten Aktienmärkte dürften jedoch eher gering sein. Insofern ist der Austritt Großbritanniens aus der EU zwar ein sehr bedeutender Tag für die Europäische Union, für einen langfristigen Anleger mit einem weltweit ausgerichteten und hoch diversifiziertem Portfolio ist der Brexit aber eher ein unbedeutendes Ereignis.